Kein Blabla
von Pfarrerin StelterLiebe Gemeinde,
ich überfliege täglich an die 30 Texte. Ich lese sie gar nicht. Ich scanne sie nach wichtigen Infos. Das soll normal sein in Zeiten des Internets. Von morgens bis abends werden mir dort Nachrichten präsentiert, nach denen ich gar nicht gesucht habe und die ich gar nicht wissen wollte.
Da möchte ich einfach nur eine Email schreiben, eine Überweisung tätigen oder eine Information raussuchen ‐ und schon ploppen Bilder und Schlagzeilen auf: „Royaler Butler äußert sich zu Spekulationen“, „Verraten diese Geheimdokumente Putins Strategie?“, „Brüssel will mehr Geld“ „Dreiviertel der Befragten finden Kirchensteuern unzeitgemäß“, „An heißen Tagen sollten Sie nicht nur Mineralwasser trinken“, … Sowas in der Art. Das Meiste wusste ich schon oder konnte es mir denken, manches ist völlig überflüssig, anderes Spekulation. Nur Weniges ist wirklich neu und wichtig. Unterm Strich sind es viele Worte für wenig Inhalt. Worte, die mich trotzdem beeinflussen und vor allem von den Worten ablenken, die wirklich bedeutsam sind.
„Herr, du hast Worte des ewigen Lebens“.
Das antwortet Petrus in einer Zeit der Krise, als viele Menschen aus dem Dunstkreis Jesu austreten. Er ist ihnen zu radikal und fordert ihnen zu viel. Da gehen sie lieber. Was ist mit euch, fragt Jesus die, die noch da sind? Wollt ihr auch gehen? Nein, sie wollen bleiben, denn sie „haben geglaubt und erkannt“, dass Jesus “der Heilige Gottes“ ist und „Worte des ewigen Lebens“ hat. (Joh 6, 68f)
Worte, die in der Kirche weitergesagt werden. In der Kirche, aus der immer mehr Menschen austreten und deren Finanzierung Dreiviertel der Befragten unzeitgemäß finden. Hier ist Gottes Wort lebendig und wirkt, auch über die Kirche hinaus. Christen erzählen und leben vor, wie es ihrem Leben Fundament, Orientierung und Ziel gibt! Wer bin ich? Wie halte ich all die Zerstörung aus? Was wird aus mir? Und wer ist für mich da?
Das hat mir noch keine Internetschlagzeile gesagt. Das sagt mir Jesus mit seinem ganzen Dasein: dass er mir vergibt, mich erlöst, für mich da ist; dass ich mit ihm zusammen alles meistern werde. Auch meine Grenzen zeigt er mir: Ich habe Verantwortung für mein Leben und muss Gutes tun. Aber ich werde die Welt nicht erlösen, das kann nur er und er wird es vollenden. So hart diese Erkenntnis erstmals sein kann, so entlastend ist sie und setzt Kräfte frei, das Mögliche zu tun, ohne zu verzweifeln. All meine Sorgen kann ich auf ihn werfen, die Hände in den Schoß lege ich nicht. Jesu Worte des ewigen Lebens machen einen anderen Menschen aus mir. Sie verändern alles.
Auf diese Worte kommt es an.